Teams: 4. Teamführung

4.1 Die Phasen der Teamentwicklung

Die Bildung eines Projektteams ist ein Entwicklungsprozess, der einige Zeit in Anspruch nehmen kann. Es ist Aufgabe des Projektleiters, diesen Prozess zu unterstützen. Nach Bruce W. Tuckman (1965) handelt es sich um einen Teambildungsprozess, dessen Ablauf sich in vier Phasen gliedern lässt:

Die vier Phasen werden manchmal in einer "Teamuhr" dargestellt. Die Phasen erstrecken sich darin von Null bis zwölf Uhr .

1970 fügte Tuckman den vier Phasen noch eine Auflösungsphase (adjourning) als fünfte Phase hinzu.


Forming (Test- oder Orientierungsphase)

Zu Projektbeginn kann man noch nicht wirklich von einem Team sprechen. Die Gruppe besteht vielmehr aus einer Ansammlung von Individuen, die sich noch nicht zusammengefunden haben. Die typische Stimmung ist geprägt durch eine Kombination aus Erwartung, Bedenken, Vorsicht und Angst. Man spürt meist eine gewisse Euphorie, die aber noch ungerichtet ist. Der Einzelne weiß noch nicht genau, wie er die anderen zu nehmen hat und wie er selbst von den anderen gesehen wird. Die Rollenverteilungen sind noch unklar. Die Teammitarbeiter müssen sich zuerst mit den neuen Kollegen, mit dem Projektleiter und mit den Projektaufgaben vertraut machen. Deshalb dient die Formierungsphase dem gegenseitigen Kennenlernen, um den den anstehenden Aufgaben und den verschiedenen Rollen klare Vorstellungen zu bekommen.

Kennzeichen dieser Phase:


Storming (Konflikt-, Frustrations- oder Nahkampfphase)

Wenn die Teammitglieder beginnen, sich auf das Projekt und die Aufgaben konzentrieren, wird es zu Diskussionen kommen, in denen Interessensgegensätzen und Meinungsverschiedenheiten deutlich werden. Individuelle Enttäuschungen können sich zeigen. Die Neuigkeit ist dahin, Schwachstellen und Unzulänglichkeiten werden offenbar. Heftige Gefühle, vorwiegend negativer Art, bestimmen das Klima. Es kommt zu häufigen Reibereien bis hin zu Streitigkeiten um Vorgehensweisen bei der Arbeit, um Kompetenzen und andere Dinge, von denen man meinen sollte, dass vernünftige Menschen sie friedlich klären können. Diese Phase ist eine notwendige Durchgangsstufe, auch wenn sie recht unproduktiv und störend erscheint.

Kennzeichen dieser Phase:


Norming (Normierungs-, Akzeptanz- oder Organisationsphase)

In dieser Phase bildet sich der Teamgeist, das "Wir-Gefühle heraus. Erste Projektfortschritte fördern diese Entwicklung. Die Motivation steigt sowie die persönliche Identifikation mit den Aufgaben. Die Regeln der gemeinsamen Zusammenarbeit werden festgelegt und jeder findet allmählich seine Rolle und Aufgabe. Meinungsverschiedenheiten können zwar immer noch die Arbeit aufhalten, aber es wird erkennbar, dass die Mitarbeiter sich in den Diskussionen bemühen zu Ergebnissen kommen.

Kennzeichen dieser Phase:


Performing (Arbeits-, Routine- oder Verschmelzungsphase)

Die Norming-Phase geht in die Arbeitsphase über. Die personellen Probleme sind gelöst und die Rollen verteilt. Die Teammitglieder kennen sowohl ihren Platz als auch ihre Aufgabe und arbeiten weitgehend reibungslos zusammen. Jeder ist daran interessiert, gemeinsam die Projektziele zu erreichen.

Kennzeichen dieser Phase:


Quelle: VDMA (Hrsg.): Fit für den globalen Markt? Leitfaden für das Qualitätsmanagement und Projektmanagement - Lösungsansätze, Umsetzungsbeispiele, Methoden. Frankfurt 1997 (gekürzt und modifiziert)

In der Praxis sind die einzelnen Phasen nicht klar voneinander abgegrenzt und gehen ineinander über. Aufgabe des Projektleiters ist es, dafür zu sorgen, dass die ersten Phasen, die von niedriger Produktivität sind, zügig bewältigt werden und das Team zum produktiven Arbeiten kommt.

Die Performing-Phase sollte die längste der 4 Phasen sein.