PM-Techniken: 6. Kommunikation im Projektteam

6.3 Das Johari Fenster

Das Johari-Fenster, benannt nach den Autoren Joe Luft und Harry Ingham (Studien Mitte der 50er Jahre an der University of California), ist ein einfaches grafisches Schema, das die Veränderung von Selbst- und Fremdwahrnehmung im Verlaufe eines Gruppenprozesses grafisch darstellt. Damit lassen sich auch Veränderungen der Wahrnehmung in interpersonalen Beziehungen aufzeigen.  

Quadrant A: Der öffentliche Bereich, die öffentliche Person. Ist der Teil unserer Person, der sowohl uns als auch anderen bekannt ist und die wir offen und frei zeigen.

Quadrant B: Das ist der Bereich des Verhaltens, der mir bekannt und bewußt ist, den ich aber andern nicht bekannt gemacht habe oder machen will. Dieser Teil des Verhaltens ist für andere verborgen. Dazu gehören Gedanken und Aktionen, die wir anderen nicht gerne mitteilen, weil sie zu unseren empfindlichen Stellen gehören.

Quadrant C: Ist der blinde Fleck der Selbstwahrnehmung, d.h. der Teil des Verhaltens, der für andere sichtbar und erkennbar ist, mir selbst hingegen nicht bewusst ist, z.B. "Gewohnheiten, Vorurteile, Körpergesten oder meine Reaktionsweisen in bestimmten Situationen. Andere jedoch können diese Verhaltensweisen bemerken.

Quadrant D: Er erfasst Vorgänge, die weder mir noch andern bekannt sind und sich in dem Bereich bewegen, der in der Tiefenpsychologie unbewusst genannt wird. Die Inhalte dieses Bereichs zu erschließen erfordert eine Psychotherapie oder eine Psychoanalyse, und selbst dann kommt es oft nicht ans Tageslicht.


Zu Beginn einer neuen Gruppe ist Quadrat A, der Bereich der freien Aktivitäten, sehr klein ist. Wenig freie und spontane Aktionen sind zu registrieren. Für das Zusammenwachsen der Gruppe zu einem Team ist es unerlässlich diesen Bereich wachsen zu lassen.

Ziel im Gruppenprozess muss sein, mit Hilfe des Feedback-Prozesses Quadrant A zu vergrößern und die Quadranten B und C zu verringern. Die blinde Flecke aller Beteiligten werden dadurch aufgehellt. Die Selbsteinschätzung , die die meisten von sich haben, kann so in eine weitergehende Übereinstimmung mit der Einschätzung durch andere gebracht werden.

vorher

nachher

Methoden zur Vergrößerung des Quadranten A:

Dadurch wird der Widerstand gegen Verhaltensänderungen und die Angst vor der Bearbeitung der Hintergründe verringert. Es wird möglich, die Situation zu reflektieren und neue, zukunftsorientierte Aktivitäten auszuprobieren. Durch das Feedback wird die eigene Wirkung auf andere erfahren, auch die Wirkung nonverbaler Verhaltensweisen (Nach Luft, J. 1971). Allerdings können wir eigene Verhaltensweisen, die uns nun bewusst geworden sind, nur in Grenzen ändern. Verhaltensmuster sind oft tief verinnerlicht und entziehen sich einer schnellen Änderung. Der blinde Fleck wird zwar aufgehellt, aber Änderungen erfordern Zeit.

Das Johari-Fenster ist nicht nur auf Einzelpersonen in ihrer Kommunikation Gruppen anwendbar. In gleicher Weise gilt es auch für Beziehungen zwischen verschiedenen Gruppen. Auch da gibt es öffentliche Bereiche und blinde Flecke.